Schreibabys bringen uns an unsere Belastungsgrenze

Ihr wiegt euer schreiendes Baby, ihr singt und sprecht mit ihm, ihr tröstet es – doch nichts hilft. Minutenlang, vielleicht sogar für Stunden ist dein Kind nicht zu beruhigen. Und das gefühlt jeden Tag. Eltern von Schreibabys sind nicht zu beneiden. Doch ganz hoffnungslos ist die Lage nicht.

Schreibabys: Eltern am Rande des Nervenzusammenbruchs

Besonders sensible Babys haben Probleme damit, die vielen Reize, die über den lieben langen Tag auf sie einprasseln, zu verarbeiten. Um diesen inneren Druck wieder loszuwerden, schreien sie. Das dient ihnen als Ventilfunktion. Mitunter entwickeln sie dabei eine beeindruckende Ausdauer. So ein Schreikonzert kann schon mal über mehrere Stunden gehen – so wie es bei unserer Eileen der Fall war.

Die Eltern stehen dabei oft vor einem Rätsel, besonders wenn alle infrage kommenden Ursachen von euch und einem Kinderarzt abgeklopft wurden. Doch was könnte es sonst sein? Hat es Hunger? Sind es Koliken? Will es getragen werden?

Erklärungsversuche für dauerschreiende Babys gibt es mehr als genug. Eine Hilfe für Betroffene ist das allerdings nicht. Zu verwirrend ist die Vielzahl sich teilweise widersprechender Theorien. Man weiß es ganz einfach nicht.

Säuglinge, die in den ersten drei Monaten ihres Lebens übermäßig viel schreien, werden im Volksmund als Schreibabys bezeichnet.

Um sie von nicht betroffenen Babys zu unterscheiden, gibt es die Dreierregel: Wenn ein Kind mehr als dreimal in der Woche mindestens drei Stunden täglich weint, und das über einen Zeitraum von drei Wochen, ist es ein typisches Schreibaby.

Was sind die Ursachen?

Doch mit dieser Dreierregel lässt sich nur feststellen, ob ein Kind unter die Definition eines Schreibabys fällt. Den tatsächlichen Ursachen sind wir damit noch keinen Schritt nähergekommen. Warum sind manche Babys so schwer zu beruhigen, während andere die ersten drei Monate ihres Lebens nahezu verschlafen, wie etwa unsere zweite Tochter Leonie? Früher nannte man dieses Phänomen „Dreimonatskoliken“ und ging davon aus, dass das Kind einfach Bauchweh hatte. Heute werden die Gründe sehr viel differenzierter betrachtet.

Wir sind einfach noch nicht fertig entwickelt

Heute wissen wir, dass wir Menschen als Babys nach einer 40-wöchigen Schwangerschaft im Vergleich zu anderen Säugetieren noch relativ unfertig sind. Wir können unsere Arme und Beine nicht kontrollieren, sehen und hören schlecht und schaffen es nicht einmal, unser eigenes Köpfchen zu halten.

Das Gehirn ist noch nicht voll entwickelt. Allein dieser Prozess dauert noch weitere 12 Wochen.

Ständige Überforderung – für Mutter und Baby

Weitere drei Monate im Mutterleib würden sicherlich so manchem Baby guttun. Das Gehirn wäre dann vollständig entwickelt, eine natürliche Geburt allerdings unmöglich, weil der Kopf nicht mehr durch den Geburtskanal passen würde. Daher ist die Evolution einen anderen Weg gegangen.

Wenn die Babys also gemessen an ihrem Entwicklungsstand viel zu früh auf die Welt kommen, ist es kein Wunder, dass sie überfordert sind.

Schreibaby und Belastungsgrenze Grafik

Dennoch stecken die meisten Babys diese enorme Belastung relativ gut weg. Schreibabys sind besonders sensibel. Daher gelingt es ihnen auch nicht so einfach, sich gegen den Ansturm neuer Eindrücke zu schützen und abzugrenzen.

Zu viele Reize, die nicht verarbeitet werden können

Licht, verschiedene Stimmen, vielleicht sogar noch ein Mobile über dem Bett – all diese Reize strömen auf euer Baby ein und müssen verarbeitet werden. Die meisten Babys haben einen ganz einfachen Abwehrmechanismus dagegen: Sie schlafen die meiste Zeit und sind maximal anderthalb Stunden am Stück wach. So hat es jedenfalls unsere Leonie gemacht.

Allerdings kommen die Reize nicht nur von außen. Auch und gerade im Inneren ist beim Baby so einiges los! Bisher hatte es weder Nahrung verdauen noch Trinken müssen. Auch die kognitive Entwicklung verläuft rasant. Euer Kind lernt quasi mit Lichtgeschwindigkeit. Da hat das arme Kind eine Menge zu verarbeiten.

Sogar wir Erwachsene haben nach intensiven Erfahrungen abends Probleme mit dem Einschlafen. Genauso geht es dem Baby. Aufgewühlt teilt es seine Verwirrung und Überforderung durch Schreien mit.

5 Tipps von mir

1. Seid egoistisch

Bitte gebt euer Kind nicht jedem auf den  Arm, erst recht nicht abends. Es kann die Reize einfach nicht verarbeiten. Auch wenn es noch so schwerfällt. Ich weiß: Gerade am Anfang will jeder das Baby auf den Arm nehmen. Aber euch ist damit nicht geholfen. Ihr sitzt abends wieder mit dem schreienden Baby da.

2. Findet einen Rhythmus 

    Sorgt dafür, dass euer Baby abends immer zur gleichen Zeit im Bett ist. Dabei müsst ihr wirklich konsequent sein und das auf die Minute genau einhalten. Das kann euch für eine Weile abverlangen, nicht auszugehen oder keine Freunde zu besuchen. Doch es lohnt sich. Ein fester Rhythmus gibt eurem Baby Stabilität und Orientierung. So fühlt es sich sicherer und die Welt ist nicht mehr ganz so chaotisch.

    3. Sucht euch Unterstützung

      Nehmt unbedingt jede Unterstützung an, die ihr kriegen könnt. Manchmal hilft es schon  wenn ihr zwei- bis dreistündige Pausen habt, in denen ihr wieder zur Ruhe kommen könnt. In einer Partnerschaft solltet ihr darauf achten, dass euer Teamwork funktioniert. Wenn das Kind schreit, bringt es nichts, wenn einer das Kind beruhigt, und der andere mit vermeintlich hilfreichen Tipps danebensteht. Dabei entspannt niemand – am wenigsten das Baby. Wenn sich ein Elternteil um das Kind kümmert, darf der andere schlafen. Es bringt keinerlei Vorteile, wenn ihr am nächsten Tag beide wie Zombies herumlauft.

      4. Nehmt euch Auszeiten

      Wenn ihr ein paar Stunden babyfrei habt, weil sich euer Partner um das schreiende Kind kümmert, genießt die Zeit. Gönnt euch ein paar schöne Stunden. Am besten, ihr verlasst das Haus, um ein bisschen Abstand zu gewinnen. Trefft euch auf einen Kaffee mit Freunden in der Stadt. Geht in den Park. Diese Zeit gehört nur euch und ihr könnt eure Seele baumeln lassen und auftanken.

      5. Schaukelt das Kind

      Im Mutterleib war euer Kind ständig in Bewegung. Darum ist es für seine Entwicklung so wichtig, dass ihr es gerade in den ersten drei Monaten häufig schaukelt. Dadurch vermittelt ihr ihm ein sicheres Gefühl und ermöglicht ihm, zur Ruhe zu kommen und einzuschlafen. Weil das Dauerschaukeln mit der Zeit aber ganz schön anstrengend werden kann, haben wir damals aus unserer eigenen Not heraus die swing2sleep entwickelt. Diese Erfindung war für uns damals die Rettung. Und im Laufe der Zeit haben sich sogar immer mehr Vorteile gezeigt.

      Mit dem eigenen Kind überfordert

      Für uns Eltern sind die kindlichen Schreiattacken eine Stresssituation. Gerade wenn das kleine Bündel nicht zu trösten ist, ihr übernächtigt seid und mit Selbstzweifeln und dem Gefühl des Kontrollverlust zu kämpfen habt, seid ihr im emotionalen Ausnahmezustand. Wenn die Nerven blank liegen und kein Ende in Sicht ist, kann sich die Spannung irgendwann explosiv entladen. Unternehmt ihr nichts, kann es im schlimmsten Fall zu einer Tragödie kommen.

      Holt euch Hilfe

      Wenn ihr spürt, dass ihr Aggressionen gegenüber eurem eigenen Baby entwickelt, wird es höchste Zeit, dass ihr euch Beistand sucht. Diese Gefühle sind angesichts der Belastung nur menschlich und nicht verwerflich. Allerdings müsst ihr nun tätig werden..

      Nehmt eure eigene Erschöpfung und Anspannung ernst. Studien haben gezeigt, dass Schreibabys ein erhöhtes Risiko haben, ein Schütteltrauma zu erleiden. Das sind lebensbedrohliche Verletzungen, die einem Säugling zugefügt werden, wenn er geschüttelt oder geschlagen wird, weil bei Eltern angesichts der andauernden Belastung eine Sicherung durchbrennt.

      Auch ich selbst war so manches Mal kurz davor, mein Schreibaby zu schütteln. Nur nur ein ganz kleiner Funken Restverstand hat mich davor bewahrt, sodass ich stattdessen das Baby ins Bett gelegt habe und eine Runde um den Block gegangen bin.

      Es gab zu der Zeit noch keine Schreiambulanzen, und im Internet war auch noch nichts darüber zu finden. Stattdessen fanden wir Tipps wie: „Gib deinem Kind ein paar Schmelzflocken, es ist bestimmt nicht satt“. Wie „gut“ das geholfen hat, könnt ihr euch vorstellen. 

      Wir haben damals als Erstes einen Osteopathen aufgesucht. Bei Osteopathen gehört das Lösen von Blockaden bei Schreibabys zum Repertoire, und ich kann euch das nur wärmstens empfehlen. Unter http://www.osteopathen.org findet ihr vielleicht auch einen Osteopathen in eurer Nähe.

      Heutzutage bieten sich zum Glück weitaus vielfältigere Möglichkeiten. Eine Schreiambulanz gibt es mittlerweile in jeder größeren Stadt, und auch unsere swing2sleep kann dir eine enorme Entlastung sein.

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      Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen und er hat euch ein wenig weiterhelfen können. Auch die Zeit mit Schreibaby geht vorbei. Sowohl Eileen als auch Leonie haben sich zu bezaubernden jungen Frauen entwickelt. Und wir sind sehr stolz auf sie. Auf alle unsere Kinder!

      Herzlichst,

      euer Maik Schwede

      2 Kommentare

      Wir hatten auch ein Stück Schreikind. Immer 3-4 Stunden schreien und dann mal 20 Minuten schlafen. Und egal was wir gemacht haben, er war einfach nicht zu beruhigen. Das Ganze ging über 4 Monate, aber auch danach war er tendenziell unzufrieden und hat kaum mal geschlafen. Ich musste stundenlang auf einem Pezziball wippen oder im Wagen schieben, aber wehe die Ampel wurde rot und ich musste stehenbleiben.

      Habt ihr euch mal mit dem Thema Hochsensibilität und Hochbegabung befasst? In unserem Fall ist es so, auch später noch ständig reizüberflutet, er mag es ruhig und ist sehr sensibel. Heute ( er ist 9) wissen wir ebenfalls, dass er hochbegabt ist. Dennoch ist er vom Wesen her so geblieben, sensibel, extrem aufmerksam, zurückhaltend. Er sit wirklich ein Traumjunge mit einem riesigen Herz!!!

      Heute weiß ich:
      Es hat tatsächlich mit Reizverarbeitung zu tun, diese Kinder saugen alle Sinneseindrücke förmlich auf, können sie aber nicht verarbeiten. Zwischen Hirn und Darm gibt es ebenfalls neurale Verbindungen, der Schlafentzug durch die Reizüberflutung führt auch zu Darm Problemen/Verdauungsstörungen, diese wiederum machen das Schlafen schwieriger.

      Das Ganze ist ein Kreislauf, erst wenn es diesen Kindern gelingt besser zu schlafen und damit Reize zu verarbeiten, wird der Kreislauf durchbrochen. Der Kopf lässt los und das Bäuchlein entkrampft. Es liegt an der Sensibilität und Wahrnehmungsgabe der Kinder. Und es ist für die auch keine einfache Zeit…

      Nun bin ich erneut schwanger und ich werde auf jeden Fall eure Wiege ausprobieren, sollte es wieder so kommen.

      Aber es gibt ziemlich sicher einen Zusammenhang zwischen Schreien, Reizüberflutung, Hirn-Darm Verbindung und generell zur (Hoch)Sensibilität.

      Mel 07. Februar 2019

      Wir LIEBEN die Federwiege :) wir haben den Antrieb von swing2sleep mit einem bereits vorhandenen Netz und dem Aufsatz unseres Kinderwagens kombiniert. Es ist unheimlich leicht zu installieren und unser Sohn ist der größte Fan der Wiege. Wenn er einen Entwickungsschub hat und ihn nichts mehr wirklich beruhigen kann, entspannt er sich nach kürzester Zeit in der swing2sleep und schläft oft sogar ein. An machen Tagen ist sie ein echter Lebensretter. Auch wenn unser Sohn gut drauf ist macht er gerne mal einen Mittagsschlaf darin und schläft wesentlich länger als im Kinderbett. Wir können die Wiege uneingeschränkt weiterempfehlen!

      Janina Fuhrmann 07. Februar 2019

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