Präeklampsie: Was ist das und wie kann man die Symptome richtig deuten?
Es ist eine seltene, aber ernstzunehmende Erkrankung, von der etwa drei bis fünf Prozent aller schwangeren Menschen betroffen sind. Die Rede ist von der Präeklampsie. Doch was genau ist das für eine Erkrankung und wie kann man die Symptome rechtzeitig erkennen? Alle Infos rund um das Thema Präeklampsie gibt’s hier.
Was ist Präeklampsie: Einfach erklärt
Im Volksmund sprechen viele noch von der “Schwangerschaftsvergiftung”. Der Begriff ist schwammig und irreführend, stellt aber eines klar: Bei der Präeklampsie handelt es sich um eine sehr ernste Bedrohung für Mutter und Kind - die lebensgefährlich sein kann. Allerdings sind die Symptome medizinisch unspezifisch, weswegen es bisweilen schwierig ist, eine klare Diagnose zu stellen.
In der Regel geht die Präeklampsie aber mit einem sprunghaft angestiegenen Bluthochdruck bei der werdenden Mutter einher. Der Grund dafür, so Expert:innen, ist der folgende: Die Plazenta nistet sich zwischen der achten und der 13. Woche nicht komplett oder nur schlecht im Körper der Mutter ein. So können schädliche Stoffe in den Kreislauf gelangen, die sich negativ und zeitversetzt auf das Gefäßsystem der Mutter auswirken.
Was sind die Symptome einer Präeklampsie?
Zeitversetzt bedeutet, dass oftmals erst ab der 20. Schwangerschaftswoche oder noch später erste Symptome auftreten. Das Leitsymptom ist, wie bereits erwähnt, der Bluthochdruck, der oftmals erst im dritten Trimester schlagartig bei der werdenden Mutter in die Höhe schnellt. Ein weiteres Merkmal der Präeklampsie ist eine größere Menge an Eiweiß im Urin. Erkennbar ist dies durch einen milchigen oder trüben Urin - oder durch einen Urintest, der bei jeder gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung durchgeführt werden sollte.
Weitere Warnsymptome sind:
- schwere Wassereinlagerungen im Gewebe, vornehmlich in den Beinen und in den Füßen
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit und Flimmern vor den Augen
- Übelkeit und Erbrechen
- Schmerzen im rechten Oberbauch
- sprunghafte starke Gewichtszunahmen von mehr als einem Kilogramm pro Woche - insbesondere im letzten Trimester
Ebenfalls ein Hinweis auf Präeklampsie ist, wenn das Kind im Bauch nicht richtig wächst und unterdurchschnittlich klein ist. Das kann beim Ultraschall vom Gynäkologen oder der Gynäkologin kontrolliert werden und sollte unbedingt ernst genommen werden.
Welche Folgen kann das haben?
Bei schweren Verläufen der “Schwangerschaftsvergiftung” kann es zu einer Plazentainsuffizienz und/oder zu einer Ablösung der Plazenta kommen. Dadurch ist die Sauerstoffversorgung des Säuglings akut bedroht oder gänzlich unterbrochen. Es kann zu einer lebensbedrohlichen Situation kommen, wenn das Kind nicht rasch per Notkaiserschnitt entbunden wird. In sehr seltenen Fällen steigt der Blutdruck so rasch an, dass es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn bei der Mutter kommen kann. Ein Krampf- oder Schlaganfall ist die Folge.
Auch ein Nierenversagen sowie das sogenannte HELLP-Syndrom zählen zu den schweren und seltenen Verlaufsformen der Präeklampsie. Letzteres beschreibt Störungen der Leberfunktion und der Blutgerinnung - auch teilweise, ohne dass vorab der Blutdruck ansteigt. Schmerzen im oberen Bereich des Bauches und/oder hinter dem Brustbein, Schwellungen im Gesicht sowie sehr rasche Gewichtszunahme oder auch Übelkeit und Erbrechen; all das sind deutliche Warnsymptome des HELLP-Syndroms.
Rasches Handeln bei Auftreten der Warnsymptome
Treten eine oder mehrere der oben aufgelisteten Symptome auf, gilt es, zügig zu handeln. Entweder du suchst deine Hebamme oder deine behandelnde Frauenärztin / deinen behandelnden Frauenarzt auf. Ist das nicht möglich, gilt es, zur Sicherheit ins Krankenhaus zu fahren. Eine Blutuntersuchung als auch ein Ultraschall können mehr Aufschluss geben. Liegt eine Präeklampsie vor, wird das Kind meist per Notkaiserschnitt früher zur Welt gebracht.
Gibt es Risikogruppen bei der Präeklampsie?
Es ist bis heute ungeklärt, worin die Ursachen der Präeklampsie liegen. Da die Symptome, wie bereits erwähnt, sehr unspezifisch sind und teilweise auch nur vereinzelt auftreten können, wird eine klare Diagnose erschwert. Es sei aber erneut betont, dass die “Schwangerschaftsvergiftung” eine sehr seltene Erkrankung ist.
Ein erhöhtes Risiko ist bei folgenden Gruppen festzumachen:
- Erstschwangerschaft
- junge Erstgebärende
- Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft
- Übergewicht
- vorliegende Schwangerschaftsdiabetes
- Alter über 35 Jahren
- bestehende Erkrankungen (wie Autoimmunerkrankung, Diabetes, Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen oder andere vorangegangene Herz-Kreislauf-Probleme)
Neuer Bluttest zur Früherkennung von Präeklampsie
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Die Präeklampsie ist zwar eine diffuse und unspezifische Erkrankung in ihren Symptomen. Ein neuartiger Bluttest macht aber Hoffnung auf eine mögliche Früherkennung. Bei dem Test wird RNA (Ribonukleinsäure) genauer untersucht. RNA ist in den menschlichen Zellen für die Bildung von Eiweißen zuständig. Durch die Untersuchung der Ribonukleinsäure können Faktoren wie Wachstum, Entwicklung des Babys und der körperliche Zustand der Schwangeren untersucht werden. In einer breit angelegten Studie konnten so 75 Prozent der Schwangeren identifiziert werden, die später eine Präeklampsie entwickelten.
Vermeiden lässt sich eine Präeklampsie damit zwar nicht. Zudem zählt der Bluttest nicht zur Regelleistung der Mutterschaftsvorsorge und muss daher von werdenden Müttern selbst bezahlt werden. Doch in Kombination mit einer regelmäßigen Blutdruckkontrolle, der Messung des Blutflusses der Gebärmutterarterien und der Bestimmung bestimmter Bluteiweißstoffe können behandelnde Ärzt:innen die Wahrscheinlichkeit einer Präeklampsie bestimmen; um daraufhin vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
Engmaschige Betreuung unbedingt notwendig
Liegt das Risiko einer Präeklampsie vor, bedarf es vor allem einer engmaschigen Betreuung und medizinischen Kontrolle der schwangeren Person. Das bedeutet zum einen, dass die Intervalle zwischen den gynäkologischen Vorsorgeterminen kürzer sind, als bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft. Zudem wird bei einer mutmaßlichen Präeklampsie zur täglichen Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin geraten. Damit kann das Auftreten der Schwangerschaftsvergiftung vor der 37. Schwangerschaftswoche um über 60 Prozent reduziert werden, wie Studien beweisen.
Und für alle Frauen, die in ihrer Erstschwangerschaft eine Präeklampsie erlitten haben, gibt es ebenfalls eine hoffnungsvolle Nachricht. Sie haben bei einer weiteren Schwangerschaft nur ein leicht erhöhtes Risiko einer erneuten Erkrankung. Die Beschwerden können auch gänzlich ausbleiben. Der Bluttest und weitere Kontrollen zu Beginn einer Schwangerschaft können in jedem Fall helfen, um die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Präeklampsie auszuschließen. So dass man sich bestenfalls sorgenfrei auf das große Wunder freuen kann.
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