Was tun, wenn das Baby aggressiv macht?
Wohl alle Eltern würden sich furchtbar fühlen, wenn sie sich eingestehen müssten, dass ihr Baby sie aggressiv macht. Dass sie manchmal eine heiße Wut auf das kleine, hilflose Bündel entwickeln und es am liebsten an die Wand klatschen würden. Selbstvorwürfe, Schuldgefühle und Selbstzweifel sind die Folge. Zumindest in dieser Hinsicht können wir Euch beruhigen: Solche Gefühle sind in Situationen extremer Beanspruchung nur menschlich. Allerdings solltet ihr durchaus Bewältigungsstrategien finden. Ansonsten kann es kritisch werden, wenn das Kind nicht aufhört zu schreien.
Erschöpfung und Schlaflosigkeit – Wenn das Baby Eltern aggressiv macht
Betroffene Eltern kennen die Situation zur Genüge: Das Baby schreit und schreit…. und schreit und schreit.... und schreit – seit Stunden, seit Tagen, vielleicht sogar seit Wochen. Und alle, wirklich ausnahmslos alle Bemühungen, das weinende Kind irgendwie zu beruhigen, sind gescheitert. Nichts hat geholfen. Kein Stillen oder Wickeln. Kein Umhertragen oder Schaukeln. Kein Singen, kein Säuseln, kein Schmusen und kein Wiegen. Und ihr selbst braucht ganz dringend mal wieder eine Mütze Schlaf.
Viele junge Eltern unterschätzen, wie anstrengend ein Säugling tatsächlich sein kann. Schnell stellt sich Überforderung ein und damit einhergehend: Versagensängste, Frustration und auch Aggressionen. Diese richten sich dann gegen den Partner, die Situation, die ganze Welt... und das Baby.
Folgendes Video fasst die Situation zusammen und zeigt Auswege auf.
Ihr seid mit dem Problem nicht allein!
Es mag kein großer Trost sein, aber ihr seid mit diesem Problem nicht allein. Die ersten Wochen sind besonders hart und fordernd. Das hat schon so manche an ihre Grenzen gebracht. Dafür muss sich niemand schämen. Macht euch klar: Ihr könnt für diese Situation nichts!
Wessen Schuld ist das viele Geschrei?
Wenn euer Baby besonders viel schreit, ist das definitiv nicht eure Schuld! Es ist ganz wichtig, dass ihr euch das klar macht. Es ist allerdings ganz bestimmt auch nicht die Schuld eures Babys! Schreibabys sind besonders sensibel und reagieren auf einige Dinge empfindlicher als andere Kinder. Es ist ohnehin völlig müßig, in solch einer Situation einen „Schuldigen“ suchen zu wollen. Euer Baby schreit schließlich nicht aus böser Absicht, sondern weil ihm etwas fehlt oder weil es euch etwas mitteilen möchte. Und bei euch macht sich Frust breit, weil ihr nicht erkennen könnt, was es ist und was euer Kind gerade braucht. Und das, obwohl ihr alles versucht. In so einer Situation sind beide Seiten nicht zu beneiden.
Gerade Eltern mit einem Schreibaby wissen ein Lied davon zu singen: Egal, was sie auch probieren – der Erfolg lässt viel zu wünschen übrig. Doch sie können sich an einem Hoffnungsschimmer festhalten: An der unumstößlichen Tatsache, dass auch wieder bessere Zeiten kommen.
Trotzdem kann euch die Wut kalt erwischen. Dann kommt es darauf an, dass ihr Methoden beherrscht, um die Gefühle im Griff zu behalten. Selbst Eltern mit den stärksten Nerven halten es nicht ewig aus, wenn ihr Nachwuchs ohne Unterlass schreit und sie mit permanentem Schlafmangel klarkommen müssen.
Woher kommt diese Wut überhaupt?
Die wohl allermeisten Eltern lieben ihr Baby, und das manchmal bis hin zur Selbstaufopferung. Wenn nun aber die Wünsche und Bedürfnisse des Babys dauerhaft mit den eigenen kollidieren, stoßen wir irgendwann an unsere Grenzen. Solche Phasen können immer wieder auftreten. Nicht nur, wenn das Kind noch ein Säugling ist, auch in der Trotzphase oder der Pubertät werden die Nerven und die Leidensfähigkeit der Eltern häufig auf eine harte Probe gestellt. In allen diesen Situationen geht es um Konflikte, weil unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse aufeinanderprallen. Und schon in solchen Konflikten, insbesondere mit einem irrationalen Gegenüber (Baby, Kleinkind oder pubertierender Jugendlicher) kann es sein, dass Eltern so sehr an ihre Grenzen kommen, dass sie sich beherrschen müssen, ihr Kind nicht zu verletzen – sei es verbal oder körperlich. Gewaltanwendung gegenüber dem eigenen Kind ist natürlich in jeder Phase indiskutabel, und dazu zählt auch, wenn ihr euer Baby schüttelt. Was für euch harmlos erscheint, ist für das Kind lebensbedrohlich, und schon so mancher Säugling ist an einem Schütteltrauma gestorben oder hat schwere Folgen davongetragen – häufig ein Leben lang.
Doch wohin mit der Wut, wenn ihr mit den Nerven am Ende seid?
Wenn euer Baby da ist, verändert sich außerdem eure gesamte Lebenssituation – und zwar in so einem Maße, wie es vermutlich noch nie vorher und auch später nie mehr der Fall sein wird. Vielleicht leidet ihr sogar an einem Geburtstrauma. Einer von euch geht, zumindest für eine Weile, nicht mehr zur Arbeit und büßt damit einen Teil des sozialen Umfelds ein. Der Kontakt zu kinderlosen Freunden und Bekannten nimmt spürbar ab und alles dreht sich nur noch ums Kind. Darüber hinaus könnt ihr euren ungestörten Nachtschlaf erstmal abhaken. Euer Bedürfnis nach mehren zusammenhängenden Stunden Schlaf kollidiert mit den Bedürfnissen eures Babys: Es hat in den ersten Wochen und Monaten noch keinerlei Schlaf-Wach-Rhythmus, und seine Bedürfnisse oder Nöte folgen keinem Zeitplan. Diese Gesamtlage ist eine gewaltige Umstellung, an die ihr euch erst gewöhnen müsst.
Und zu alledem kommt, dass ihr in einem Zweispalt steckt. Ihr habt euch so auf euer Baby gefreut, auf das Leben zu dritt. Ihr habt euch geschworen, die besten Eltern der Welt zu sein, und nun? Jetzt seid ihr frustriert, übermüdet und reizbar. Zu dem äußeren Konflikt mit den Bedürfnissen des Babys kommt der innere Konflikt mit euch selbst.
Wenn all diese Faktoren zusammenkommen – die Frustration über einen scheinbar unlösbaren Konflikt, die radikal veränderte Lebenssituation, die damit möglicherweise einhergehende Identitätskrise und die Enttäuschung darüber, dass sich die erste Zeit mit dem Baby anders entwickelt als erhofft, entsteht eine Situation wie ein Pulverfass. Der kleinste Hauch eines Funkens genügt, um eine Explosion herbeizuführen. Daher ist es wichtig, es nicht so weit kommen zu lassen und sich schon im Vorwege Bewältigungsstrategien zu erarbeiten.
Schluss mit Perfektionismus!
Viele junge Eltern stecken sich viel zu hohe Ziele mit oftmals völlig überzogen Ansprüchen an sich selbst. Man will nicht nur eine Supermutter sein, sondern natürlich auch im Beruf weiterhin Erfolge feiern, die Partnerschaft lebendig halten, Freundschaften pflegen, Sport treiben, gelegentlich ausgehen und dann soll auch noch die Wohnung möglichst perfekt sein. Warum eigentlich? Um Besuchern zu beweisen, dass man das Leben im Griff hat? Und wozu soll das gut sein? Wäre es nicht wichtiger, das Augenmerk auf das Baby und seine Bedürfnisse zu legen und auch auf eure eigenen, anstatt anderen Leuten gefallen zu wollen? Anstatt also zu putzen und zu saugen, solltet ihr lieber mal die Beine hochlegen, euch entspannen oder ein kurzes Nickerchen halten, um eure Energiereserven ein bisschen aufzutanken. Damit ist euch und eurem Kind viel mehr gedient als mit einer perfekten Wohnung. Mit einem Baby oder Kleinkind wird diese Perfektion ohnehin nur wenige Stunden anhalten. Verabschiedet euch also möglichst von zu hohen Ansprüchen , und zwar sowohl von den Ansprüchen an euch selbst als auch denjenigen, die andere an euch stellen. Gerade in der ersten Zeit ist es viel wichtiger, dass ihr euch aneinander gewöhnt, dass ihr euch Zeit für euch selbst nehmt und euch etwas Gutes tut. Die Wohnung kann warten. Und es kommen auch wieder bessere Zeiten – ganz sicher!
Was tun, wenn ihr rot seht?
Es gibt durchaus Strategien, wie ihr eure angestaute Wut loswerden könnt, ohne zu einer Gefahr für euer eigenes Kind zu werden. Hier findet ihr ein paar hilfreiche Tipps:
- Gewinnt Abstand. Oftmals reicht es schon aus, das Zimmer zu verlassen. Im Zweifelsfall gilt: Lasst das Kind lieber schreien, als dass euch die Sicherung durchbrennt. Wenn euer Baby sicher in seinem Bettchen liegt, kann ihm nichts passieren.
- Geht kurz an die frische Luft, atmet durch und zählt bis zehn. Dann sieht die Welt meistens schon wieder ein bisschen anders aus. Wenn euer Gehirn mit Sauerstoff versorgt wird, könnt ihr wieder vernünftig denken – das ist kein Witz, sondern eine Tatsache!
- Ihr habt das dringende Bedürfnis, mit Gegenständen um euch zu werfen? Nur zu! Aber Vorsicht! Geschirr oder andere zerbrechliche Gegenstände sind als Wurfgeschosse weniger geeignet und können ebenfalls lebensgefährlich werden. Ein Kissen mit voller Wucht auf das Bett zu donnern, kann genauso gut für Erleichterung und Druckabfuhr sorgen.
- Häufig hilft es auch, den kleinen Schreihals einfach einzupacken und mit dem Kinderwagen draußen eine Runde zu drehen. Ein Tapetenwechsel hilft beiden Parteien, sich wieder zu beruhigen.
- Ruft eine Freundin oder andere befreundete Eltern an. Vielleicht könnt ihr euch gegenseitig unterstützen oder euch zumindest ein wenig ausheulen. Kontakte zu anderen Eltern sind wichtig. Niemand versteht euch besser als jemand, der in genau derselben Lage ist.
- Nutzt Entspannungsübungen. Vielleicht habt ihr schon welche bei der Hebamme gelernt. Auch spezielle Atemübungen sorgen dafür, dass der Stresslevel abnimmt.
Vermeiden von kritischen Situationen
Es folgen ein paar weitere Tipps, die euch helfen, kritische Stress-Situationen erst gar nicht entstehen zu lassen:
- Nehmt euch nicht zu viel vor! Mit Baby lässt sich ein Tagesplan nur sehr schlecht umsetzen, weil viel zu oft etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen kann.
- Wenn es sehr stressig ist, erlaubt euch auch mal, die Arbeit liegenzulassen.
- Lernt, wirklich Wichtiges und Unaufschiebbares von weniger Wichtigem zu unterscheiden.
- Plant feste Auszeiten ein – für euch, für euren Partner, für euch beide gemeinsam.
- Nehmt jegliche Hilfe an, die sich euch bietet: Nachbarn, Freunde, Eltern, Babysitter, Haushaltshilfen – so könnt ihr eine kleine Auszeit genießen und neue Energie tanken.
- Tut euch etwas Gutes! Egal, ob das nun ein Tratsch mit der besten Freundin ist wie in alten Zeiten, ein Besuch im Schwimmbad, bei der Kosmetikerin, beim Frisör oder eine Runde Sport. Das alles gibt euch neue Kraft für den anstrengenden Alltag.
- Bewahrt euch eure Kontakte und/oder schließt neue Freundschaften. Es ist schade, wenn ihr alle alten Kontakte abbrecht und euch nur noch auf euer Baby konzentriert – auch wenn das zunächst naheliegend erscheinen mag. Es ist wichtig, dass ihr ab und zu unter die Leute kommt und über andere Dinge sprecht als über euer Baby oder euch euren Frust einmal von der Seele reden könnt.
- Sprecht euch mit eurem Partner an und trefft Vereinbarungen, wie ihr die elterlichen Pflichten aufteilt. Zum Beispiel: Montagabends ist die Mama fürs Baby da, donnerstagabends übernimmt der Papa zwischen zwei Stillzeiten die Babyfront und die Mama kann in dieser Zeit machen, was sie will. Einmal alle zwei Wochen wird ein Babysitter engagiert. Ihr müsst beide an einem Strang ziehen, und natürlich sollte keiner von euch zu kurz kommen. Sprecht außerdem über eure eigenen Erwartungen und Bedürfnisse und überlegt, wie ihr eine gute Balance zwischen allem findet.
Professionelle Hilfe holen – warum eigentlich nicht?
Wenn ihr wirklich der Meinung seid, in einer Sackgasse zu stecken, und nicht mehr ein und aus wisst, dann nehmt unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch. Schreiambulanzen gib es in jeder Stadt. Auch Erziehungsberatungsstellen können sich als hilfreich erweisen. Das muss euch nicht peinlich sein! Im Gegenteil: Ihr zeigt Stärke, wenn ihr euch eingesteht, dass ihr mit der Situation überfordert seid. Wenn euer Kind oder ihr selbst krank seid, geht ihr schließlich auch zum Arzt und versucht nicht, alleine an den Symptomen herumzudoktern.
Heutzutage stellt ein Baby eine besondere Herausforderung dar. Von der Mutter data-contrast="auto"> wird nicht nur erwartet, eine Supermami zu sein, sie sollte ganz nebenbei auch ihren Haushalt managen und natürlich im Beruf möglichst schnell wieder Leistung bringen. Da bleibt schnell das eine oder andere auf der Strecke. Holt euch Hilfe, bevor die Belastung zu groß wird und die Situation eskaliert. Die meisten Eltern, die eine Schreiambulanz aufgesucht haben, wissen danach nur Positives zu berichten.
Fazit
Zugegeben: Die erste Zeit mit einem Baby kann ganz schön hart sein, insbesondere, wenn ihr ein Schreikind erwischt habt. Frust, Überforderung, Schlafmangel und Verzweiflung sind ein explosives Gemisch, daher ist es wichtig, frühzeitig Strategien zum Kanalisieren der negativen Energien zu entwickeln. Haltet euch vor Augen, dass ihr Menschen seid, und eure Gefühle sind Teil dessen, was euch menschlich macht. Keinen Eltern ist es zu wünschen, dass ihre eigene Hilflosigkeit und Wut zu einer Tragödie führt. Die in diesem Artikel vorgestellten Bewältigungsstrategien, können euch helfen, die innere Bombe zu entschärfen. Auf diese Weise kann es euch gelingen, auch diese anstrengende Zeit zu meistern.
Ehe man keine eigenen Kinder hat, besitzt man nicht die leiseste Vorstellung davon, welches Ausmaß die eigene Stärke, Liebe oder Erschöpfung annehmen kann.
(Peter Gallagher)
Übrigens
swing2sleep ist angetreten, um der Abwärtsspirale aus Wut, Aggression und Verzweiflung ein Ende zu setzen. Durch die sanften Auf- und Abbewegungen und die kuschelige Enge fühlt sich das Baby in einer swing2sleep geborgen wie im Mutterleib. Dadurch kann es sich besser entspannen und unbeschwerter einschlafen. Auf diese Weise stellt sich schnell wieder mehr Harmonie und Zufriedenheit für die ganze Familie ein.