Reizarme Umgebung fürs Baby

Man hört es immer wieder: Für Babys, die viel schreien und sich nur schwer beruhigen lassen, ist ein geregelter Tagesablauf das A und O. Außerdem ist gerade bei Schreibabys eine reizarme Umgebung wichtig. Was aber konkret soll das bedeuten? Und was soll das sein, eine reizarme Umgebung?

Was ist eine reizarme Umgebung?

Wir sind mit unseren Sinnen jeden Tag unzähligen Reizen ausgesetzt. Sie prasseln aus allen Richtungen und in allen möglichen Formen auf uns ein. Anblicke, Geräusche, Berührungen, Gerüche und Geschmäcke.

Wenn das Baby geboren wird, sind die meisten Sinneseindrücke für es neu. Neun Monate lang war es sicher geborgen in Mamas Bauch – einer Schutzhülle, in der Geräusche und Licht nur abgemildert zu ihm gelangen konnten. Nun wird es unvermittelt in eine grelle, laute und kalte Welt geworfen. Etliche Reize brechen über das Neugeborene herein. Für das Kind ist das ein Schock und eine Überlastung, die es unter enormen Stress setzt.

Auf taktile Reize, besonders Hautkontakt mit der Mutter, reagiert das Neugeborene allerdings positiv. Die enge Berührung und die Wärme kennt es noch aus dem Mutterleib. Binnen weniger Tage ist es zudem in der Lage, seine Mutter am Geruch zu erkennen. Von diesen Reizen können die Kleinen gar nicht genug bekommen, darum sind Körperkontakt und Nähe so wichtig.

Bild mit Text Reizarme Umgebung für das Baby: Was bedeutet das konkret?

Reizarme Umgebung – Lärm

Weil es in Mamas Bauch praktisch niemals still war, mögen Babys keine absolute Stille. Das heißt deswegen allerdings nicht, dass Fernseher oder Radio eine geeignete Beschallung sind. Am besten sind Mamas und Papas Stimme, weil sie eurem Baby vertraut sind und es beruhigen.

Wenn ihr mit eurem Baby unterwegs seid, kommen noch viele weitere Geräusche hinzu, die es nicht zuordnen kann. Zu viele Geräusche und Lärm wachsen sich dann wieder zu Stress für das Kind aus. Stimmen, die aus dem Fernseher kommen, kann das Baby nicht zuordnen. Auch wenn ihr telefoniert und euer Baby auf dem Arm habt oder stillt, ist das irritierend fürs Baby. Die Mama spricht, aber mit wem denn nur? Auch ein kleines Baby merkt schon, dass diese Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern jemand anderem gilt. Es will mit Mama in Interaktion treten, aber die reagiert einfach nicht. Das ist für das Kind keine positive Erfahrung.

Verschiebt also eure Telefonate möglichst auf Zeiten, in denen euer Baby mit sich selbst beschäftigt ist oder schläft.


Reizarme Umgebung – Optische Reize

Auch bei den optischen Reizen kann es ein Zuviel geben. Schon klar: Ihr als Eltern könnt kaum erwarten, eurem Sprössling endlich die Welt zu zeigen, auch wenn am Anfang vielleicht nur über Bilder oder Filmchen. Doch auch hier solltet ihr geduldig sein und es ganz langsam und behutsam angehen lassen. Mit zu vielen optischen Reizen sind Babys schnell überfordert – die Welt von uns Erwachsenen ist bunt und grell. Auch hier gilt also: Weniger ist mehr – gerade bei Schreibabys!

Wie kann man das Baby vor zu vielen Reizen abschirmen?

Viel schreiende Babys sind meistens sensibler als ihre ruhigere Altersgenossen. Gerade Schreibabys haben dadurch Probleme, das Bombardement mit Reizen zu verarbeiten. Eltern solcher Babys sind also gut beraten, ihr Kind so wenigen Reizen wie möglich auszusetzen, um eine Reizüberflutung zu vermeiden. Zum Beispiel, indem ihr mit euren Sprössling nicht täglich zu einem neuen Termin unterwegs seid: Babyschwimmen, Massage, Rückbildung mit Kind – all das kann ein bisschen warten. Lasst den neuen Erdbewohner erstmal richtig zu Hause ankommen! Natürlich ist es für euch schön und wichtig, andere Mütter zu treffen, aber euer Tagesablauf sollte nicht nur aus Hektik und Terminen bestehen. Euer Baby wird es euch danken! Die meisten abendlichen Schreistunden rühren daher, dass euer Kind versucht, die Ereignisse des Tages zu verarbeiten. Und da kann allerhand zusammenkommen: morgens beim Einkaufen, und jeder schaut in den Kinderwagen. Dann in der Stadt unterwegs, wo Straßenlärm und grelle Farben vorherrschen. Danach noch zum Arzttermin, bei der Freundin vorbeischauen oder zum Sport, natürlich mit Baby – das ist für viele Kinder einfach zu viel des Guten.

Gerade in den ersten Wochen werden sich alle möglichen Bekannten und Verwandten ankündigen, die es kaum erwarten können, euren Nachwuchs zu sehen. Auch das ist Stress für das Kind: ständig neue Gesichter, andere Stimmen und Lärm. Versucht, die Besuche im Rahmen zu halten. Euer Baby muss auch nicht ständig von Arm zu Arm weitergereicht werden. Wenn es seine Ruhe haben möchte, sollet ihr das respektieren.

Reizarme Umgebung – Das Baby tragen

Wenn ihr euer Baby viel im Tragetuch oder in einer anderen Tragehilfe tragt, wird es darin schon hervorragend vor zu vielen Außenreizen geschützt. Wenn ihm alles zu viel wird, kann sich nämlich einfach mit dem Gesicht an euch kuscheln. Das gibt Geborgenheit und Sicherheit!

Genau aus diesem Grund solltet ihr euer Baby auch niemals mit dem Rücken zu euch tragen – mal ganz davon abgesehen, dass dies auch aus ergonomischer Sicht absolut nicht zu empfehlen ist.

Spielzeug: muss das sein?

Ein Mobile über dem Bettchen oder der Wiege ist zwar ganz nett. Allerdings sollten gerade Babys, die zum häufigen Schreien neigen, nicht mit solchen Reizen überladen werden: erst dieses Spielzeug, dann jenes, eine Spieluhr mit Musik, eine Rassel – was soll das? Ein kleines Baby braucht noch wenig bis gar kein Spielzeug. Für ein erst wenige Wochen altes Kind sind das mit Abstand interessanteste Spielzeug nämlich seine eigenen Händchen. Damit wird es eine Weile beschäftigt sein.

Wenn es allerdings ein Mobile sein muss, ist eines mit dezenten Farben und dezenter Bewegung sicher besser als eines mit grellen Farben, das auch noch laute Melodien spielen kann.

Wenn euer Baby dann greifen kann, reicht eine weiche Puppe oder ein Schmusetuch zum Spielen fürs Erste vollkommen aus.

Reizarme Umgebung – Im Kinderwagen

Es mag nur eine Kleinigkeit sein, doch die Wirkung ist erheblich: Wenn Mütter ihr Baby im Kinderwagen nach vorne schauen lassen – und nicht zu ihr –, tun ihm damit möglicherweise nichts Gutes. Fremde Menschen, Hunde, Autos – ganz schön viel, was da auf das Kind einprasselt. Wenn ihr Blickkontakt mit eurem Baby haltet, könnt ihr aufeinander reagieren. Ihr könnt eurem Baby etwas zeigen, und euer Kind kann mit euch interagieren. Wenn es vor sich hin brabbelt oder lacht, dann erwartet es oft auch eine Reaktion von euch. Die kann es ohne Sichtkontakt nicht geben.

In den ersten Wochen braucht euer Baby nicht die große weite Welt – es braucht euch, seine Eltern. Ihr gebt ihm Halt und Sicherheit.

Braucht das Baby ein Mützchen…?

Schon Oma wusste es: Ein Mützchen schützt nicht nur vor kalten Ohren, sondern auch vor einer Reizüberflutung – zumindest ein bisschen.

Allerdings ist eine Mütze in der ersten Zeit tatsächlich unverzichtbar. Immerhin verlieren die Kleinen gerade in den ersten Lebenswochen über den Kopf einiges an Wärme. Hinzu kommt, dass die Fontanelle noch nicht geschlossen ist. Im Sommer darf es natürlich auch eine Mütze aus leichtem Baumwoll-Material sein. Im Bettchen sollte beim Schlafen hingegen auf das Mützchen verzichtet werden.

Nicht überfordern!

Viele Eltern übersehen leider die Signale, die ihr Baby ihnen gibt, wenn es eine kleine Ruhepause braucht. Die ersten Guck-Guck-Spiele sorgen oft für Begeisterung – aber irgendwann ist es damit auch genug. Wenn euer Baby lieber in Ruhe gelassen werden will, dreht es sein Köpfchen auf die Seite oder presst die Händchen ganz fest zusammen.

Die Schlafstätte

Einige Wiegen besitzen einen Himmel, der das Baby etwas von der Außenwelt abschirmt. Auch das kann zu seinem Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit beitragen.


Reizarme Umgebung – Babys von  allen Reizen abschirmen?

Ihr müsst nicht den ganzen Tag mit eurem Baby zu Hause sitzen und es vor jeglichen Geräuschen und Menschen abschirmen. Allerdings solltet ihr bei einem Schreibaby unbedingt respektieren, dass es zu viele Reize noch nicht bewältigen kann. Babys müssen sich an unsere Welt erst gewöhnen. Und das klappt eben am besten nach und nach.

Generell gilt die Faustregel: Je jünger das Kind ist, desto weniger Reize und desto mehr Sicherheit und Geborgenheit braucht es. Allerdings benötigt es es auf der anderen Seite auch immer neue Reize, um sich weiterzuentwickeln. Ganz ohne Reize, kann es keine neuen Erfahrungen machen. Es gilt hier also, die Goldene Mitte zu finden.

Gebt eurem Kind ausreichend Zeit und Geborgenheit, um „anzukommen“. Im Endeffekt profitiert auch ihr davon, wenn ihr abends ein ausgeglichenes und eben kein schreiendes Baby habt.

Ich hoffe ich konnte euch einen Einblick geben, was eine reizarme Umgebung ausmacht und was alles so dazu gehört. Sollte euch der Beitrag gefallen haben, teilt ihn gern mit euren Kontakten.

Herzlichst,

Euer Maik Schwede

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