Die 7 größten Stillprobleme - und wie du sie lösen kannst
Keine Frage: Stillen ist etwas ganz Natürliches. Und dennoch funktioniert es bei vielen frischgebackenen Müttern nicht auf Anhieb. Das ist vollkommen normal und okay. Stillprobleme gehören zum Alltag vieler. Hier kommen unsere Tipps, wie du die häufigsten Stillprobleme erkennen und in den ersten Wochen und Monaten überwinden kannst.
Stillprobleme gehören zum Mama-Alltag dazu
Dein Kind kann die Brust nicht richtig nehmen, es trinkt nicht genug, du hast Schmerzen oder kannst nur mit Hilfsmitteln stillen? All diese Stillprobleme können im Mama-Alltag auftreten. Sie sind durchaus normal, setzen junge Eltern allerdings unter Stress. Insbesondere Mütter, die stillen wollen, aber aufgrund von Stillproblemen es nicht ohne Weiteres können, denken oftmals, es sei etwas “falsch” mit ihnen. Es treten Schuldgefühle und emotionaler Stress auf. Doch das ist kontraproduktiv für alle jungen Mamas. Deswegen der erste und wichtigste Rat von uns: Setz dich nicht zu sehr unter Druck und informiere dich zunächst einmal. Du bist mit deinem Stillproblem ganz sicher nicht alleine. Hilfreich ist auch eine gute, einfühlsame Stillberatung, die im Zweifel zu dir nach Hause kommt und dir zur Seite steht.
Stillproblem: Schmerzende oder blutende Brustwarzen
Gerade zu Beginn der Stillzeit ist es üblich, dass die Brustwarzen leicht gereizt sind und etwas ziehen. Entstehen aber Schmerzen, sind die Brustwarzen gar stark gerötet oder bluten sie, dann musst du diesen Zustand nicht aushalten. Hol dir am besten direkt Hilfe von einer Hebamme oder einer Stillberaterin. Denn oftmals ist der Grund für schmerzende oder blutende Brustwarzen, dass dein Kind nicht richtig angelegt ist und die Stillposition für dich und dein Baby nicht optimal ist.
Die Lösung: Überprüfe die Anlegetechnik. Sitzt oder liegst du in einer angespannte, unbequemen Haltung, kann das dazu führen, dass deine Milch nicht gut fließt. Dein Baby wird ungeduldig und zerrt an der Brustwarze. Oder dein Kind ist nicht nah genug an deinem
Körper, kann vielleicht nicht die gesamte Brustwarze mit dem Mündchen erfassen. Achte darauf, dass nicht nur die Brustwarze, sondern der gesamte Brustwarzenvorhof erfasst ist. Und probiere auch unterschiedliche Stillpositionen aus.
Beobachte dein Baby auch einmal intensiv in den ersten Tagen nach der Geburt. Saugt es möglicherweise nicht richtig, kaut es viel auf der Brustwarze herum? Dann lass auch noch einmal eine zertifizierte Stillberatung oder eine Ärztin einen Blick auf das Stillverhalten werfen, damit ihr ausschließen könnt, dass dein Kleines ein verkürztes Zungenbändchen hat. Bei rund 15 Prozent der Kinder mit Stillproblemen liegt es nämlich an so einer Verkürzung. Die meisten Babys führen beim Saugen wellenartige Bewegungen durch. Bei einem verkürzten Zungenbändchen sind diese Bewegungen nicht möglich. Um festzustellen, ob das Bändchen zu kurz ist, genügt meist ein Blick in den Mund. Liegt so ein Fall vor, ist ein kleiner operativer Schnitt nötig. Das dauert meist nur wenige Sekunden und ist kaum schmerzhaft für dein Kleines. Meist erfolgt so ein Eingriff bereits wenige Tage nach der Geburt. Dein Baby kommt dann gleich im Anschluss zur Beruhigung an deine Brust – und in der Regel resultiert daraus ein wunderbares Stillerlebnis für euch beide.
Milchstau: Ein schmerzender Knoten in der Brust
Fallen dir beim Stillen und Abtasten deiner Brust schmerzende Hubbel oder Knoten auf? Es kann viele Gründe dafür geben und in der Regel handelt es sich um ein lösbares Stillproblem. Denn wenn du stillst, kann sich in einer laktierenden Brust ein Milchkanal verstopfen. Man spricht dann von Milchstau. Der Knoten ist schmerzhaft und druckempfindlich und verursacht Beschwerden.
Die Lösung: Stille in jedem Fall weiter. Ansonsten erhöht sich das Risiko eines größeren Milchstaus. Dadurch kann rasch eine sehr unangenehme Mastitis entstehen. Du kannst selbst Hand anlegen, und den betroffenen Bereich sanft massieren. Insbesondere, während du stillst. Im Internet gibt es auch gute Anleitungsvideos, die dir zeigen, wie du die Brust ausstreichst, um die Verstopfung im Milchkanal zu lösen. Eine warme Kompresse während des Stillens oder eine warme Dusche / ein warmes Bad kurz vorher können ebenfalls Abhilfe leisten. Zwischen den Stillmahlzeiten solltest du zudem die betroffene Brust mit einer Handpumpe abpumpen, um die Beschwerden zu lindern.
Bleibt das Problem bestehen, ist es sinnvoll, deinen Arzt oder deine Ärztin aufzusuchen. Du kannst nach einer therapeutischen Ultraschallbehandlung fragen. Die kann auch beispielsweise auch durch eine:n Physiotherapeut:in durchgeführt werden. Sollten zudem grippeähnliche Symptome wie erhöhte Temperatur, Kopf- oder Gliederschmerzen auftreten, ist es in jedem Fall empfehlenswert, ärztlichen Rat einzuholen, damit es nicht zu einer Entzündung der Brustdrüse (Mastitis) kommt.
Stillproblem: Dein Baby trinkt unruhig und zappelt beim Trinken
Du hast das Gefühl, dass dein Kleines während des Stillens zappelt, unruhig ist, vielleicht sogar gestresste Laute von sich gibt? Auch das tritt immer wieder bei frischgebackenen Mamas auf und es gibt verschiedene Lösungsansätze.
Die Lösung: Ist dein Baby gerade erst aufgewacht? Dann kann es schlichtweg sein, dass es noch nicht so einen großen Hunger verspürt, um effektiv an der Brust zu liegen. Es hilft dein Kind einfach etwas zu kuscheln und zu streicheln, damit es wach wird und Lust und Interesse hat, zu trinken.
Überprüfe zudem die Anlegeposition. Liegt dein Kleines vielleicht ungünstig oder nicht ganz stabil? Das kann schnell zur Frustration bei deinem Baby führen, weil es durch die schlechte Position deine Brustwarze nicht gut erfassen kann. Achte darauf, dass dein Baby ganz nah an dir liegt und versuche noch einmal mit ruhigen Handgriffen andere Stillpositionen aus. Wichtig ist, dass du nicht nervös, hektisch oder gar grob wirst. Denn das überträgt sich rasch auf dein Kleines.
Gerade in den Abendstunden sind viele Kinder etwas unruhiger, weil sie die ganzen Reize des Tages verarbeiten. Bring Ruhe in den Moment, dämpfe das Licht und konzentriere dich nur auf dein Kleines. Dann wird es sicherlich ebenfalls ruhiger.
Achte auch darauf, dass es um euch herum während der Stillsituation nicht zu chaotisch und laut ist. Turnt das Geschwisterchen gerade auf der Couch? Reden und lachen Menschen in der Nähe, während du stillst? Diese Reize können dein Kleines ablenken, weswegen es unruhig wirkt. Auch hier raten wir dir, einen ruhigen Raum aufzusuchen und dich mit deinem Kind einzig auf das Stillen zu konzentrieren. Probier es mal aus!
Stillproblem: Dein Baby nimmt nicht zu
Gerade am Anfang ist es wichtig, dass dein Kleines regelmäßig zunimmt. Sollte die Waage allerdings über einen längeren Zeitraum keine Gewichtszunahme verzeichnen, geht das Vertrauen in die eigene Milchproduktion schnell verloren. Viele Mütter fragen sich dann, ob sie ausreichend Milch geben können. Vielleicht kommt dir die Idee, rasch Säuglingsnahrung zuzufüttern. Das kann aber durchaus kontraproduktiv sein, da sich dein Kleines dann an die Prä-Nahrung gewöhnen kann – und dein Milchstrom tatsächlich versiegt.
Die Lösung: Biete deinem Baby weiterhin die Brust an und versuche, nach Bedarf zu stillen, so dass deine Milchproduktion bestenfalls die Bedürfnisse deines Kindes stillen kann. Hilfreich ist es zudem, zusätzlich zum Stillen, abzupumpen. Eine Handpumpe kann bereits ausreichend sein. Dadurch stimulierst du die Brust, auch zwischen den Stillmahlzeiten Milch zu produzieren. Sprich in jedem Fall mit Hebamme und/oder Ärztin/Arzt. Du brauchst eine Einschätzung, wie problematisch es tatsächlich ist, dass dein Kind nicht wöchentlich zunimmt. Zu Säuglingsnahrung solltest du nur greifen, wenn dir ausdrücklich dazu raten.
Stillproblem: Dein Baby trinkt nur mit Stillhütchen
Gerade, wenn dein Kind frühzeitig das Licht der Welt erblickt hat und es Schwierigkeiten beim Anlegen gibt, gilt es, dein Kleines rasch zu versorgen – damit auch schnell eine Gewichtszunahme stattfindet. Nicht selten bekommen frischgebackene Mütter dann Stillhütchen vom Krankenhauspersonal ausgehändigt. Stillhütchen sind wie eine “Super-Brustwarze”: Sie sind länger und auch etwas härter als natürliche Brustwarzen und erzeugen im Mund des Kindes einen starken Saugstimulus. Das ist gerade bei Frühchen von Vorteil. Auf lange Sicht haben Stillhütchen aber einige Nachteile.
- Stillhütchen können zu Saugverwirrung beim Kind führen.
- Bei falscher Anwendung können sie die Brustwarzen zusätzlich reizen und Schmerzen verursachen.
- Der natürliche Saugreflex des Kindes kann verkümmern.
- Ein Gewöhnungseffekt beim Baby kann eintreten, weswegen die Abgewöhnung umso schwieriger wird, je länger Stillhütchen verwendet werden.
- Da die Brust durch den fehlenden Hautkontakt nicht so stark stimuliert wird, kann die Milchproduktion abnehmen.
- Die “Kommunikation” zwischen Baby und Brust ist durch das Silikonhütchen gestört. Der Speichel deines Babys sendet nämlich Botenstoffe an die Brust. Ist beispielsweise ein Infekt im Anmarsch, werden in deiner Muttermilch rasch Antikörper produziert, die den Infekt wieder eindämmen. Durch Stillhütchen kann dieser Kommunikationsfluss unterbrochen sein.
- Zudem sind Stillhütchen umständlich. Sie müssen regelmäßig sterilisiert werden. Plus: Das spontane Stillen ist nicht immer möglich.
Die Lösung: Abgewöhnung. Und zwar lieber früher, als später. Denn Stillhütchen sind keine empfehlenswerte Dauerlösung. Um also einer Saugverwirrung vorzukommen, helfen aber bereits ein paar kleine Tricks. Die Abgewöhnung ist in der Regel nicht so schwer, wenn du früh genug damit anfängst. Stille beispielsweise bei großem Hunger erst mit Stillhütchen, löse dein Kleines dann von der Brustwarze und lass das Baby sofort weitertrinken. Auch lohnt es sich, dein Kind im Halbschlaf ohne Stillhütchen anzulegen, wenn es noch nicht nach der Brust weint. Pumpe vor dem Stillen ein wenig ab, so dass der Milchfluss bereits angekurbelt ist und gar nicht erst Frustration bei deinem Kind entstehen kann. Setz dich aber vor allem nicht unter Zeitdruck. Die Abgewöhnung kann einige Tage und sogar Wochen dauern. Gib nicht auf und versuch dich in Geduld zu üben. Den allermeisten Müttern ist die Abgewöhnung nämlich letzten Endes gelungen!
Stillproblem: Dein Baby hat eine Lieblingsseite und möchte nur von einer Brust trinken
Du beobachtest, dass dein Baby immer eine Brust bevorzugt und quasi eine “Lieblingsseite” hat? Das ist nicht ungewöhnlich. Viele Mamas glauben, dass ihr Baby eine Seite bevorzugt und es bei der unliebsamen Brust immer etwas länger dauert. An sich ist das nicht problematisch. Schwierig wird es aber, wenn dein Kind immer nur an einer Seite trinken möchte und die andere Brust vollständig verweigert
Die Lösung: Zunächst einmal: Gib nicht auf und probiere dein Kind immer wieder an die Brust zu legen, die es nicht mag. In der Regel gewöhnt es sich früher oder später daran. Sehr hilfreich ist hier der Football-Griff. Denn vielleicht sitzt deine Brustwarze auf der “unliebsamen” Seite etwas anders. Dein Kind kann von der anderen Seite die Brustwarze greifen.
Achte aber auch einmal darauf, ob das Köpfchen deines Kindes generell immer zu einer Seite blickt. So kann es beispielsweise sein, dass dein Kind nicht etwa deine eine Brustseite verweigert, sondern eine Blockade im Nacken hat. Besprich dich mit deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin. Vielleicht hilft es, einmal eine Praxis für Osteopathie aufzusuchen. Bei der Therapie kommen unterschiedliche manuelle Techniken zur Anwendung. Mit minimalen, sanften Druckbewegungen sollen Blockaden gelöst werden.
Stillproblem: Dein Baby trinkt scheinbar ununterbrochen
Es mag gerade frischgebackene Mamas manchmal verunsichern, wenn das Kind in manchen Phasen scheinbar gar nicht mehr von der Brust möchte und ständig trinken möchte. Viele Mütter glauben dann, dass der Hunger nicht gestillt wurde – und überlegen möglicherweise, mit dem Zufüttern zu beginnen. Doch tatsächlich ist das ein Trugschluss. Es ist ganz normal, wenn dein Kleines zumindest phasenweise ständig an die Brust will. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit “clustert” dein Baby. Man spricht auch von Clusterfeeding.
Lösung: Genau genommen, handelt es sich beim Clusterfeeding nicht um ein “Stillproblem” im klassischen Sinne, sondern um etwas ganz Natürliches. Dein Kind möchte nicht immer nur an die Brust, wenn es hungrig ist, sondern auch dann, wenn es Nähe wünscht oder Reize verarbeitet. Zudem hat dein Baby gerade in den ersten Wochen noch einen ganz kleinen Magen, etwa von der Größe einer Kirsche. Erst nach einigen Wochen hat der Magen mehr Platz. Muttermilch ist ganz schnell verdaulich und wandert zügig in den Darm. Der Bauch ist also gerade in den ersten Wochen recht schnell wieder leer und dein Baby kann rasch wieder Hunger verspüren. Zu guter Letzt hat das “clustern” einen sinnvollen Effekt auf die Milchproduktion. Das Saugen an der Brust sorgt für die Ausschüttung des Hormons Prolaktin, das für die Milchbildung verantwortlich ist. Weswegen Baby gerade in den Abendstunden viel an der Brust sind – um quasi die Produktion für den nächsten Tag in Auftrag zu geben.
Stillprobleme: Ein kleines Fazit
Stillen kann etwas Wunderschönes sein – und es ist sicher gut für dein Kind. Sollte sich aber trotz unserer Lösungsvorschläge das eine oder andere schwierigere Stillproblem nicht lösen, dann darfst du das auch akzeptieren – und beispielsweise auf Pre-Nahrung zurückgreifen. Es ist überhaupt nichts Verwerfliches daran, sein Kind nicht zu stillen. Es hat nichts mit Versagen oder Schuld zu tun, wenn das Stillen aus irgendeinem Grund nicht klappen sollte. Das für sich einfach zu verstehen, kann viel Druck von dir nehmen.