Saugverwirrung bemerken, beheben und vermeiden
Kaum ein Bild vermittelt so viel Harmonie und Frieden wie ein Baby, das hingebungsvoll Milch aus der Brust trinkt. Aber der Schein trügt. Was so friedlich und selbstverständlich anmutet, ist für dein Baby nämlich harte Arbeit. Um der Brust tatsächlich Milch zu entlocken, muss sich der Säugling richtig anstrengen. Die richtige Technik, um effektiv an der Brust zu trinken, muss ein Baby erst lernen. Zwar gibt es den angeborenen Saugreflex, aber zum Stillen an der Brust gehört mehr. Diesen Lernprozess in den ersten Lebenswochen können Hilfsmittel wie Schnuller und Flasche stören. Doch was kann auf eine Saugverwirrung hinweisen? Was, wenn Baby in den Bruststreik geht und ist es überhaupt möglich eine Saugverwirrung zu vermeiden? Antworten auf diese Fragen und auch, wie ihr eine Saugverwirrung beheben könnt, findet ihr in diesem Artikel.
Flasche, Schnuller und Brust - Was tun bei Saugverwirrung
Damit die Muttermilch fließt, muss das Baby beim Stillen bereits hochkomplexe Bewegungen ausführen. Das optimale Zusammenspiel von Lippen, Kiefer und Zunge ist für ein Neugeborenes jedoch gar nicht so einfach. Viele Mütter halten es daher für praktisch, dass das Kleine zwischendurch auch mal mit der Flasche gefüttert wird, was für das Kind viel einfacher und unkomplizierter ist. Allerdings führt es zur Verwirrung, wenn das Kind mal an der Flasche und mal an der Brust trinken soll. Es kann noch nicht begreifen, warum es beim einen so furchtbar anstrengend ist und beim anderen ganz mühelos funktioniert. Kommt dann noch ein Schnuller hinzu, ist das Chaos perfekt und es kann zu einer Saugverwirrung kommen.
Was ist Saugverwirrung eigentlich?
Wenn dein Baby unter einer sogenannten Saugverwirrung leidet, hat es Schwierigkeiten, an der Brust zu trinken oder zu saugen. Das kann dann passieren, wenn ihm in den ersten Wochen immer wieder unterschiedliche Saugalternativen angeboten wurden, zum Beispiel die Brust, der Beruhigungssauger und der Flaschensauger. Säuglinge sind kognitiv noch nicht so weit entwickelt, dass sie Brustwarze, Flasche und Schnuller den unterschiedlichen Saugverfahren zuordnen können. Saugverwirrung ist übrigens noch gar nicht so lange bekannt. Erst im Jahr 1995 wurde dieses Phänomen in den USA zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben. Seither weiß man etwas mehr über die Ursachen und die Hintergründe.
Weitere Ursachen für eine Saugverwirrung
Kaum zu glauben, aber manche Babys haben sich den Saugreflex schon im Mutterleib falsch angewöhnt, weil sie dort immer am Daumen genuckelt haben. Manchmal kann auch falsches Anlegen zu einer Saugverwirrung führen. Ebenfalls nicht günstig sind Stillhütchen. Dadurch verlernt das Baby, wie die Brust umfasst werden muss, um sie optimal zu entleeren. Nicht selten treten bei solchen Stillproblemen als Folge ein Milchstau oder eine Brustentzündung auf.
Woran erkennt man eine Saugverwirrung?
Es gibt einige Hinweise auf eine Saugverwirrung. Wenn euer Kind die folgenden Verhaltensweisen zeigt, solltet ihr aufmerksam werden.
- Euer Baby nuckelt viel, es ist dabei aber nicht effektiv, weil es nicht schafft, etwas zu trinken.
- Es ist beim Trinken auffallend unruhig, zappelt und manchmal stößt es die Brust weg.
- Wenn es einmal angedockt hat, verliert es die Brustwarze immer wieder
- Es zieht die Wangen auffallend ein.
- Euer Baby schafft es nicht, die Brust ausreichend zu leeren oder den Milchbildungsreflex zu stimulieren.
- Es saugt an, lässt wieder los und so weiter. Dabei weint es oft.
- Es verweigert die Brust, trotz erhöhtem Saugbedürfnis.
- Euer Baby will mehr an der Brust sein als gewöhnlich, ohne richtig an der Brust zu saugen
Unterschied zwischen dem Saugen an der Brust, dem Fläschchen und am Schnuller?
Das Saugen an der Brust gestaltet sich für dein Baby mit Abstand am schwierigsten. Viel leichter fällt es an der Flasche, weil es dafür den Mund nicht so weit öffnen und mit der Zunge keine spezielle Bewegung ausführen muss wie beim Saugen an der Brust. Es genügt, den Sauger gegen den Gaumen zu drücken. Die Verwirrung entsteht, weil die Milch mal ganz leicht kommt und mal nur unter großem Kraftaufwand. Da dies für das Kind scheinbar ohne Zusammenhang geschieht, löst es in ihm Verwirrung und Frustration aus. Im Übrigen kann es auch zu einer Saugverwirrung kommen, wenn du dein Baby ausschließlich stillst, ihm aber zusätzlich einen Schnuller anbietest.
Wie lässt sich einer Saugverwirrung vorbeugen?
Die gute Nachricht ist: Nicht alle Babys bekommen eine Saugverwirrung. Allerdings weiß man natürlich nicht im Voraus, ob das eigene betroffen sein wird oder nicht. Deswegen wird empfohlen, noch nicht zuzufüttern und auch nicht auf die Flaschenfütterung auszuweichen, solange das Baby in den ersten Tagen und Wochen noch lernt, wie man an der Brust richtig trinkt. Auch auf den Schnuller sollte in dieser Zeit noch verzichtet werden. Wartet mit beidem einige Wochen, bis ihr merkt, dass das Baby das Trinken an der Brust sicher beherrscht. Nach ein paar Wochen hat sich der Saugvorgang durch die mehrmals tägliche Übung zur Routine gefestigt. Dieser Lern- und Gewöhnungsprozess kann ein paar Wochen dauern und sollte möglichst nicht unterbrochen werden, um die Stillbeziehung nicht zu gefährden.
Was tun, wenn das Baby eine Saugverwirrung hat?
Es gibt zwar keine Erfolgsgarantie, dennoch könnt ihr mit den folgenden Tipps möglicherweise Abhilfe schaffen. Der wichtigste Rat gleich am Anfang: Seit geduldig mit eurem Baby und euch selbst!
- Am besten, ihr gebt eurem Kind von Anfang an weder Sauger noch Schnuller. Es sollte ausschließlich mit der Brust der Mutter oder der stillenden Person gefüttert werden.
- Wenn euer Baby die Brust ablehnt oder sogar die Brust verweigert, kann das an einer Überreizung liegen. Versucht es, wenn es noch im Halbschlaf ist und achtet darauf, eine ruhige Umgebung zu finden, bevor der Säugling angelegt wird. Enger Körperkontakt hat auf dein Baby eine beruhigende Wirkung.
- Wenn ihr eure Brustwarzen vor dem Stillen stimuliert, sodass bereits ein wenig Milch austritt, erleichterst du deinem Baby das Saugen, weil der Milchfluss bereits in Gang gekommen ist.
- Sind auch diese Tipps nicht erfolgreich, solltet ihr euch am besten an eine Hebamme oder eine Stillberaterin oder einen Stillberater eures Vertrauens werden.
Übrigens: Nicht nur der Saugreflex führt bei Babys dazu, dass sie sich besser beruhigen und entspannen können. Auch Bewegung, in Form von Schaukeln oder Wippen, sowie eine angenehme Begrenzung sind ein Grundbedürfnis für fast alle Babys und lassen sie deutlich besser zur Ruhe kommen, indem sie eine Art Tiefenentspannung erzeugen. Ein perfekter Fall für die swing2sleep!