Geschwister: 9 Tipps, die Schwangerschaft dem Erstgeborenen zu verkünden
Eine Schwangerschaft ist immer aufregend. Insbesondere, wenn schon ein älteres Kind da ist. Dabei hoffen viele Eltern auf Liebe und Vorfreude. Doch wie geht man mit möglichem Neid beim Geschwisterchen um? Und wie können die Eltern behutsam die Schwangerschaft verkünden? Wir haben neun smarte Tipps für euch.
Ältere Geschwister: Keine Angst vor Eifersucht
Lange ist das erstgeborene Kind Mittelpunkt des elterlichen Kosmos. Es gibt keine Nebenbuhler:innen. Und das gesamte Interesse liegt auf ihm oder ihr. Wenn nun ein zweites Kind im Anmarsch ist, kann das zu tiefer Verunsicherung und Überforderung führen. Die Folge ist oftmals Eifersucht und Wut. Expert:innen sprechen von “Entthronung”.
Eltern macht dieser Zustand oft traurig, wünschen sie sich doch bei einem zweiten Kind meist die ganz große Geschwisterliebe. Dabei ist die Eifersucht vollkommen natürlich und auch zunächst nicht besorgniserregend. Immerhin ist die Ankunft eines Geschwisterchens ein einschneidendes Erlebnis für das erstgeborene Kind. Wenn ihr das versteht und entsprechend reagiert, indem ihr euer Kind zeitig einbindet und wertschätzt, könnt ihr die Eifersucht und den “Schock” über die zweite Schwangerschaft bei eurem “großen” Kleinen mildern. Dann schaut euer Kind in der Regel auch fröhlich dem entgegen, was kommt.
Tipp Nummer 1: Den richtigen Zeitpunkt wählen
Auch wenn die Vorfreude bei euch als Eltern groß ist und ihr es am liebsten der ganzen Welt verkünden möchtet, so solltet ihr beim erstgeborenen Kind ein wenig mit der Schwangerschaftsankündigung warten. Sprich: Lasst etwas mehr als die gängigen drei Monate verstreichen. Insbesondere, wenn euer erstgeborenes Kind noch kleiner ist. Denn dann hat es noch kein ausgeprägtes Zeitgefühl. Die Veränderung ist erst erfahrbar, wenn der Bauch deutlich wächst. Ist dieser also sichtbar, könnt ihr mit eurem Schatz darüber sprechen, dass ein Neuankömmling unterwegs ist.
Tipp Nummer 2: Bleibt bei der Wahrheit
Viele Kinder freuen sich nach der Ankündigung der erneuten Schwangerschaft bei Mama darauf, dass sie bald einen neuen Spielgefährten oder eine neue Spielgefährtin haben. Dass sie sich nach der Geburt erst einmal gedulden müssen, bis das Geschwisterchen so weit ist, führt oftmals zu großen Enttäuschungen. Hier hilft Wissen. Bleibt immer bei der Wahrheit und erklärt, dass ein Neugeborenes erst einmal viel schlafen, trinken und weinen wird. Erklärt behutsam, dass kleine Babys andere Bedürfnisse haben, als größere Kinder und noch viel lernen müssen.
Tipp Nummer 3: Anschaulich und Schritt für Schritt erklären
Um ein Geschwisterkind anzukündigen, bedarf es ausführlicher und anschaulicher Erklärungen. Nehmt euch also ausreichend Zeit und nutzt ruhig ein paar Hilfsmittel. Mittlerweile gibt es tolle, altersgerechte Bücher, die ein realistisches Bild davon zeichnen, was der Neuankömmling für Veränderungen mit sich bringt. Zum Beispiel: “Ein Baby in Mamas Bauch” oder “Wieso, weshalb, warum Junior - Unser Baby”. Habt ihr vielleicht befreundete Paare mit einem kleinen Baby? Dann lohnt sich ein Besuch, sodass euer Kind den Winzling einmal in den Arm nehmen darf, um ein Gefühl für ein Neugeborenes zu bekommen. Meist ist das ein tolles Erlebnis, von dem euer Schatz noch eine Weile reden wird.
Tipp Nummer 4: Bindet euer Kind mit ein
Rückt die Geburt etwas näher und ist der Bauch schon groß, könnt ihr euer Kind auch in die Vorbereitungen mit einbinden. Holt doch einmal gemeinsam die Babykleidung raus und bestaunt die kleinen Strampler, Söckchen und Mützchen. Oder ihr überlegt mit eurem Kind, was dem Baby für ein Kuscheltier gefallen könnte. Wiegt etwas Mehl ab und erklärt, wie schwer das Baby im Bauch nun ist. Oder ihr veranschaulicht die Größe mit Hilfe einer Frucht.
Weitere Möglichkeiten, um euer erstgeborenes Kind aktiv mit einzubeziehen:
- Mit Creme oder Fingerfarben den Babybauch bemalen.
- Alte Babyfotos mit dem älteren Geschwisterkind anschauen. Schafft hierbei inniges Vertrauen und erklärt genau, wie die Babyzeit mit ihm oder ihr war.
- Gemeinsames Kuscheln und mit den Fingern auf dem Bauch krabbeln, streicheln und ganz leicht pieksen.
- Gemeinsam Namen für das Geschwisterchen ausdenken.
- Einen Geschwisterkurs besuchen. Den bieten viele Hebammenpraxen an. Hier werden die älteren Geschwisterkinder mit Hilfe von Praxisübungen und Erklärungen auf die Ankunft des kleinen Neuankömmlings vorbereitet, im Kreise anderer Kinder. Die Erstgeborenen lernen beispielsweise wickeln, füttern und schmusen.
Tipp Nummer 5: Nichts erzwingen und nicht überfordern
Gleichzeitig solltet ihr aber nicht zu großen Druck auf euer Kind ausüben. Wenn es mal keine Lust hat, Babykleidung zu sortieren oder Mamas Bauch anzumalen, dann muss das auch okay sein. Spürt die Stimmungen eures Schatzes nach. Auch solltet ihr nicht versuchen, Gefühle zu erzwingen. Sätze wie “Du musst dein Geschwisterchen lieb haben” helfen in der Regel nicht.
Tipp Nummer 6: Neue Gewohnheiten entwickeln
Wenn das Baby erst einmal da ist, steht euer Alltag als Familie (erneut) Kopf. Insbesondere, wenn die Mama mit dem Neugeborenen noch im Wochenbett ist und Ruhe braucht. Hier ist der Partner oder die Partnerin gefragter denn je.
Sinnvoll ist es, wenn der Partner oder die Partnerin bereits vor der Geburt neue Gewohnheiten und Rituale etabliert, die dann auch nach der Geburt des zweiten Kindes Bestand haben. Beispielsweise: Abends immer etwas vorlesen, feste Spielzeiten oder das erstgeborene Geschwisterkind in den Kindergarten bringen.
Tipp Nummer 7: Exklusive Zeit mit den Eltern
Ist das Baby erst einmal da, darf das “große” Kind nicht vernachlässigt werden. Es ist ganz wichtig, dass es auch nach der Geburt des kleinen Geschwisterchens seine Zeit mit Mama und Papa alleine hat. Hier können Freund:innen, Großeltern oder ein Babysitter:in helfen, die beispielsweise mal ein bis zwei Stunden mit dem Baby spazieren gehen. Oder ihr nutzt smarte Hilfsmittel wie die swing2sleep. Die von uns entwickelte, automatische Federwiege wiegt das Neugeborene entspannt in den Schlaf – und das auch gerne mal für mehrere Stunden. Dann habt ihr Ruhe für euer Erstgeborenes. In dieser Zeit solltet ihr dann nicht Wäsche zusammenlegen oder die Wohnung aufräumen. Hier hat dann das ältere Kind die volle Aufmerksamkeit von euch.
Gleichzeitig kann der oder die Erstgeborene aber vielleicht auch neue Bezugspersonen zur Seite gestellt bekommen. Eventuell mag der oder die Große dann ja auch mal alleine mit Oma oder Opa unterwegs sein?
Tipp Nummer 8: Nähe zulassen
Habt Vertrauen in euer Erstgeborene und lasst zwischen den Geschwistern Nähe zu. Das ältere Kind möchte sicherlich mit dem Baby kuscheln oder es küssen. Und das sollte von euch erlaubt werden. Bezieht euer Großes mit ein und sagt ihm oder ihr auch immer wieder, wie wichtig und schön die Hilfe bei den alltäglichen Arbeiten mit dem Kleinen ist.
Tipp Nummer 9: Genau hinschauen
Auch gut vorbereitete Geschwister können mal eifersüchtig oder wütend sein, sie können hauen, beißen, vermehrt schreien oder auch plötzlich wieder anfangen in Babysprache zu reden. Hinter solchen Reaktionen stehen immer echte Bedürfnisse, die Aufmerksamkeit verlangen. Es gilt also: Schaut genau hin, wann und in welchen Situationen das ältere Geschwisterkind dieses Verhalten zeigt. Dann könnt ihr gezielt dagegen vorgehen, damit kein Frust entsteht.
Diese Fragen könnte euer Kind haben, wenn ein Geschwisterkind ansteht:
Auf jede Frage eine gute Antwort. So kannst du mit deinem erstgeborenen Kind auch schwierige Fragen beantworten.
Was isst ein Baby im Bauch?
“Dein kleines Geschwisterchen bekommt sein Essen über die Nabelschnur direkt in den Bauch. Die Nabelschnur ist eine Art Schlauch. Alles, was Mama isst, kommt ganz, ganz klein zerteilt in den Bauch von dem Baby. Über den Mund kann es noch nicht essen.”
Tipp: Erwähnt nicht, dass das Kind über das Blut der Mutter ernährt wird. Vor der Vorstellung, Blut zu essen, könnten sich vor allem kleinere Erstgeborene ekeln.
Kann man das Baby über den Bauchnabel anfassen?
“Nein, das geht nicht. Das Baby wächst in der Gebärmutter. Das ist eine warme Höhle in Mamas Bauch. Es ist fest umschlossen von Haut und Muskeln und somit ganz sicher im Bauch. Schau dir auch einmal deinen Nabel an - der ist innen zu. Pieks mal mit deinem Finger rein. Du merkst, du kommst gar nicht weit. Und so ist das bei Mama auch. Das Baby kann nicht aus dem Nabel herausschauen und somit kannst du es auch nicht anfassen.”
Tipp: Werdet hier nicht zu abstrakt. Es genügt, wenn ihr ein Bild von Gemütlichkeit und Sicherheit malt.
War ich auch im Bauch?
“Ja, das warst du. Und auch du warst ganz sicher in deiner warmen Höhle. Wir haben uns mächtig auf dich gefreut und den Bauch jeden Tag gestreichelt.”
Tipp: Habt ihr noch ein Foto von dem großen Babybauch? Dann zeigt es eurem Kind und erklärt, dass es als kleines Baby da drin war.
Wie kommt das Baby aus dem Bauch raus?
“Irgendwann ist das Baby groß genug, um auf die Welt zu kommen. Dann wird es ganz schön eng im Bauch und es will lieber zu uns! Dann kommt es zwischen den Beinen von Mama raus. Das kann eine Weile dauern, aber das ist ganz normal.”
Tipp: Erwähnt nichts von Schmerzen. Ansonsten merkt sich euer Kind nur: Das Baby tut Mama weh.
Ein kleines Fazit
So schön es ist, ein Geschwisterchen auf die Welt zu bringen, die Veränderung kann für die ganze Familie eine große Herausforderung sein. Versucht also, als Eltern gelassen zu bleiben. Selbst wenn Eifersucht oder Ablehnung auftreten: mit viel Geduld, Zeit, Raum und vor allem viel Liebe wird das erstgeborene Kind sich sicher bald an sein Geschwisterchen gewöhnen und es lieben lernen.
Photo by Jonathan Borba on Unsplash